London durchlebt aktuell eine entscheidende Phase seiner Geschichte. Denn momentan hat es die britische Hauptstadt mit gleich zwei Paradigmenwechseln zutun: Brexit und Coronavirus. Tendenziell ist es in Zeiten von so großen Unsicherheiten extrem schwierig, genaue Prognosen aufzustellen, in welche Richtung sich der dortige Immobilienmarkt entwickeln wird. Lese daher im Folgenden, welche Trends potenziell zu erwarten sind.
Leerstandsquoten
London ist nach wie vor eine Weltstadt und zugleich das finanzwirtschaftliche Zentrum Europas. Im dritten Quartal 2019 war der Stadtteil Docklands mit rund 10 % Leerstandsquote bereits derjenige mit dem meisten Leerstand der Stadt. In jedem anderen Stadtteil Londons lag die Leerstandsquote hingegen bei deutlich unter 10 % – die niedrigste Leerstandsquote war mit circa 2 % im Stadtteil Southbank vorzufinden.
London ist eine teure und sehr dicht besiedelte Metropole. Und das wird sich auch im Jahr 2020 und in den Folgejahren so schnell nicht ändern. Der ausgesprochen lukrative Immobilienbesitz innerhalb der Stadt dient wohlhabenden Personen aus dem Ausland – vornehmlich aus Russland oder China – als vielversprechende Kapitalanlage und als Prestige. Der Brexit an sich hat für Nicht-EU-Immobilienbesitzer nur eine vergleichsweise geringe Auswirkung, wenngleich die wirtschaftliche Unsicherheit im Zuge des Brexits die Stadt London für viele ausländische Käufer weniger attraktiv machen dürfte.
Ein Blick in die Zukunft
Es ist schwer vorstellbar, wie sich die Situation in London nach Brexit und Coronavirus gestalten wird. Das liegt aber vor allem daran, dass in den genannten Punkten noch viele Entscheidungen ausstehen. Großbritannien hat sich in Zuge des Brexits bereiterklärt, die Übergangszeit im Hinblick auf das Ausscheiden aus der EU bis 2021 zu beenden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass London dann nicht mehr länger Bestandteil der Eurozone sein wird, was die Reisefreiheit- und Bewegungsfreiheit sowie die freie Wahl des Wohnorts deutlich einschränken dürfte.
Dies wird sich mit großer Sicherheit nachteilig auf Unternehmen vom europäischen Festland mit Satellitenbüros in London auswirken. Wenn die Reise- und Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, kann das unter Umständen negative Auswirkungen auf Dein Personal haben – es wirft beispielsweise die Frage auf, ob dieses im Land bleiben darf oder nicht. Viele Unternehmen sehen sich daher gezwungen zu berücksichtigen, welche ihrer Mitarbeiter tatsächlich dauerhaft in London leben müssten und welche nicht.
Nationale und internationale Bedeutungen
Es ist eher unwahrscheinlich, dass Großbritannien und die EU nach dem Brexit den gleichen reibungslosen Zugang zu deren Binnenmärkten haben. EU-Unternehmen dürften daher gewisse Reibungsverluste erwarten und müssen diese entsprechend einkalkulieren. Im Klartext könnte dies zusätzliche Kosten für Geschäftsaktivitäten und die Notwendigkeit der Dokumentation und Lizenzierung Deines Personals bedeuten.
Unabhängig davon, wo genau Dein Unternehmen seine Niederlassungen unterhält, wird das aktuelle Coronavirus mit großer Wahrscheinlichkeit einen sehr großen Einfluss auf den heimischen Vermietungsmarkt von London haben. Gerade viele kleinere Unternehmen sehen sich dann einer ausweglosen Schließung ihrer Niederlassungen in London gezwungen. Dadurch dürfte das derzeit recht knappe Angebot auf dem Londoner Büroimmobilien-Markt wieder etwas reichhaltiger werden.